10. Dezember
Wenn Hilfe endet und Fragen bleiben
In den Mutter-Kind-Wohngruppen begleiten wir Wege, die sehr unterschiedlich verlaufen. Manchmal stabilisieren sie sich. Manchmal wachsen Kraft, Struktur und Sicherheit. Und manchmal erreichen wir gemeinsam ein Ziel, das Mut macht: Auszug in die eigene Wohnung. Ein neuer Anfang. Doch es gibt auch andere Verläufe. Wege, auf denen es trotz intensiver Unterstützung nicht gelingt, dass Mutter und Kind gemeinsam weitergehen können. Eine Mama war bei uns, ohne familiäre Ressourcen,
ohne soziales Netz, ohne jemanden, der auffängt. Jahrelang wurde gekämpft — für Stabilität, für Sicherheit, für Entwicklung. Doch am Ende scheiterte die Maßnahme. Für die Kinder gab es Anschlussmaßnahmen in der Jugendhilfe. Für die Mama blieb die Frage: Wohin jetzt? Und genau dieser Moment fühlte sich unmenschlich an. Nicht, weil jemand etwas falsch gemacht hätte.
Sondern, weil das System Grenzen hat. Weil Hilfen enden — und manchmal genau dort enden, wo sie am dringendsten gebraucht würden. Eine Mitarbeiterin erzählte mir: „Ich kenne die Mutter schon so lange. Ich weiß, wie sehr sie gekämpft hat. Und zu sehen, dass sie am Ende auf der Straße steht — das war unglaublich schwer.“ Keiner fühlte sich zuständig. Öffnungszeiten. Formulare. Zwischenstellen. Warteschleifen. Ein Behördendschungel, der für Menschen ohne Ressourcen kaum zu bewältigen ist. Gleichzeitig standen noch persönliche Dinge der Mutter in der Einrichtung.
Und dann die Frage: Wie weit können wir helfen? Wo endet unsere Aufgabe? Wo beginnt Überforderung? Wie halten wir Nähe und Distanz aus? Es sind die Momente, in denen Fachlichkeit mit Menschlichkeit ringt. In denen wir spüren, wie viel wir schützen wollen — und wie wenig wir manchmal können. Manchmal endet Hilfe abrupt. Manchmal bleibt ein Gefühl der Leere zurück.
Manchmal bleibt die Sorge: Wie geht es jetzt weiter? Und trotzdem bleiben wir: professionell, achtsam, mit offenem Blick für das, was möglich ist — und für das, was nicht in unserer Hand liegt.
