06. Dezember
Wenn Entscheidungen schwer auszuhalten sind
Vor einiger Zeit erzählte mir eine Mitarbeiterin von einer Situation, die sie sehr beschäftigt hat.
Ein Kind zog aus. Eine Entscheidung, die wichtig war — und trotzdem schwer. Was sie besonders bewegt hat, war nicht die Entscheidung an sich, sondern das Gefühl, dass das Kind nicht ausreichend einbezogen wurde. Nicht bewusst übergangen — aber zu wenig gefragt. Zu wenig mitgenommen. „Er hatte so klar gesagt, dass er Angst hat“, erzählte sie. „Und trotzdem wurde er nicht in dem Maße berücksichtigt, wie wir es uns für ihn gewünscht hätten.“ Dieser Satz blieb hängen. Ich glaube nicht, dass jemand etwas falsch machen wollte. Aber wir sehen die Kinder täglich. Wir erleben ihre Unsicherheiten, ihre Hoffnungen, ihre kleinen und großen Gefühle. Wir sehen, wenn etwas schwer für sie ist. Und manchmal fühlt es sich so an, als würden Entscheidungen zu schnell fallen, ohne dass die Perspektive des Kindes ausreichend Platz bekommt. Eine Mitarbeiterin formulierte es so: „Für uns wirkt es manchmal so, als würden Kinder zwischen Entscheidungen hin- und hergeschoben. Manchmal wie ein Spielball.“ Das war kein Vorwurf. Sondern eine Wahrnehmung. Eine Sorge. Ein Gefühl, das aus Nähe und Verbundenheit entsteht. Denn das ist es, was unsere Arbeit oft so herausfordernd macht: Wir begleiten. Wir trösten. Wir geben Halt. Aber die großen Entscheidungen treffen wir nicht. Und manchmal ist genau das schwer auszuhalten. Nicht, weil wir nicht wollen.
Sondern, weil wir sehen, wie viel ein Kind eigentlich gebraucht hätte.
