Ein Fall, der mich erschütterte. Ein Fall, der Wut, Trauer und Sorgen in mir auslöste. Bilder von Verletzungen, bei denen mir schlecht wurde, die in mir Gänsehaut auslösten. Man denkt in unserem Job immer, man sei abgestumpft. Und doch ist man es so oft nicht, weil wir so viel Liebe für die kleinen Schützlinge empfinden – ganz oder gar nicht. Und ich habe mich für All In entschieden. Dieser Fall, der mir solche Gefühle verschaffte, liegt einige Monate in der Vergangenheit. Es handelt um ein kleines Mädchen. Freya, 18 Monate. Freya kam mit massiv hohen Drogen- und Alkoholwerten zu uns. Doch dies schien nicht genug für ihre gerade mal 18 Monate Lebensalter. Als wir Freya in Empfang nahmen und frisch machen wollten, war das Erschrecken groß. Wir erblickten großflächige Wunden und Brandmale. Bei den U-Untersuchungen sei alles unauffällig gewesen. Die Gerichtsmedizin ließ später verlauten, die Verletzung sei bereits zu lange her, als dass sie den Ursprung mit Sicherheit nachweisen konnten. Und so ging ein langer Prozess seinen Gang und die kleine Freya begann zu heilen bei uns, körperlich sowie seelisch. Während viele Gerichtstermine und Ermittlungen ihren Lauf nahmen, schenkten wir Freya eine hoffentlich für sie unvergessliche schöne und unbeschwerte Zeit. Freya konnte nach einigen Wochen ohne Schmerzen spielen und ließ sich nun wieder ohne Schreien eine Windel wechseln. Es war ein langer, schmerzhafter Weg.