22. Dezember 2024

Clara - Teil 2

An einem Herbsttag war Clara wieder stark erkältet und hatte sehr hohes Fieber. Ihr körperlicher Zustand verschlechterte sich so sehr, dass wir mit Clara ins Krankenhaus fahren mussten. Sie übergab sich mehrfach, zitterte am ganzen Körper und behielt keine Flüssigkeit in sich, ihr Körper konnte nicht mehr, konnte allem nicht mehr standhalten, hatte keine Kraft mehr. Im Krankenhaus waren es noch so viel mehr Eindrücke und Unsicherheiten als es eh schon sind. Es zerbrach uns das Herz, aber wir mussten sie über Nacht dem medizinischen Personal vor Ort anvertrauen, wir konnten niemanden für die doppelte Nachtschicht aus dem Hut zaubern und abstellen, denn die anderen Kinder mussten auch weiter betreut werden, andere Großen Strolche aus dem Dienst abgelöst werden. Am nächsten Morgen fuhren wir jedoch immer wieder schnell zu Clara und blieben den ganzen Tag bei ihr. Sie war an Monitore angeschlossen, umgeben von Kabeln, lautem Piepen und einer Nadel im Arm, die ihr Flüssigkeit zuführen sollte. Wie unheimlich und beängstigend dies für Clara sein musste. Clara kämpfte sich Tag für Tag wieder zurück und ihr ging es zunehmend besser, wir waren so froh. Am Tag, als sie entlassen wurde, fuhren wir mit ihr zum nächsten Bäcker, tranken eine heiße Schokolade, und sie durfte sich alles aussuchen, was sie mochte. Sie schleckte ein Eis und war ganz ruhig, Clara schien die letzten Tage zu verarbeiten. Wie gerne wären wir doch 24/7 bei ihr gewesen, am liebsten immer die gleiche Person. Aber das sind die Grenzen unserer Arbeit, in der auch wir das Arbeitszeitgesetz und Bestimmungen einhalten müssen, so makaber es auch ist. Es war so ein schönes Gefühl, als wir mit Clara auf dem Weg zurück „nach Hause“ fahren konnten, ins Zuhause auf Zeit. Aber es war ihr aktuell einziges Zuhause zu dem Zeitpunkt. Sie schien sichtlich erleichtert, als sie in die bekannten Räumlichkeiten zurückkehrte und auf die Menschen traf, die sie kannte. Schon einen Tag später fieberte sie jedoch wieder so hoch, dass wir uns große Sorgen machten, sie müsse erneut ins Krankenhaus. Zum Glück schafften wir es jedoch, ihren Gesundheitszustand zu stabilisieren. 137 Tage wohnte Clara bei den Kleinen Strolchen.