Hintergrund

Ylvi wird von ihrer Mutter nach der Geburt im Krankenhaus zurückgelassen. Warum ihre Geschichte trotzdem eine echte Weihnachtsgeschichte ist und Ylvi eine ganz besondere Patentante hat:

Als Ylvi im November 2013 in Hamburg geboren wird, ist sie viel zu klein. Sie hat eine Gaumenspalte und kann, weil sie keinen Schluckreflex hat, nur über eine Magensonde ernährt werden. Die weitere Diagnose lautet: FAS (Fetales Alkoholsyndrom). Was die harten Drogen, die Ylvis Mutter während der Schwangerschaft konsumiert hat, mit ihrem kleinen Körper gemacht haben, ist jetzt noch nicht abzusehen. Ylvis Mutter ist direkt nach der Geburt gegangen und hat sie im Krankenhaus zurückgelassen. Trotzdem ist Ylvis Geschichte eine Weihnachtsgeschichte – denn sie ist heute ein glückliches Mädchen mit einer tollen Familie und einer ganz besonderen Patentante.

 

Sechs lange Monate muss Ylvi im Krankenhaus bleiben. Die Ärzte und Krankenschwestern versuchen, ihr so viel Geborgenheit zu geben, wie es eben im turbulenten Krankenhausalltag möglich ist. Dann darf Ylvi umziehen. Da die Kleine weiterhin durch eine Nasensonde ernährt werden muss und besonderen medizinischen Betreuungsbedarf hat, wird jedoch eine professionelle Bereitschaftserziehungsstelle gesucht, die 24 Stunden am Tag und 7 Tage die Woche für Ylvi da sein kann. Am 28. April 2014 klingelt bei den Kleinen Strolchen das Telefon. Als kurze Zeit später unsere Erzieherin Nicole Radatz losfährt, um die Kleine abzuholen, weiß sie noch nicht, dass die beiden ein ganz besonderes Band verbinden wird.

 

„Ylvi war ein ganz süßes Baby mit dunklen Haaren und riesengroßen dunklen Augen“, erinnert sich Nicole. „Obwohl ich für die Betreuung von medizinisch herausfordernden Kindern ausgebildet bin, waren die ersten Nächte ein echtes Abenteuer, denn die Kleine hat sich die Nasensonde ständig selbst gezogen. Aber insgesamt war die kleine Maus ein ganz pflegeleichtes und zufriedenes Baby, das man einfach liebhaben musste.“ Dank Nicoles Fürsorge macht Ylvi jeden Tag große Fortschritte, so dass schon nach ein paar Monaten eine Dauerpflegefamilie für sie gesucht werden kann. Und dann ist er da, der Tag an dem Ylvi ihre zukünftige Familie kennenlernen soll. „Es war Liebe auf den ersten Blick“, erinnert sich Nicole. Die Kinder der potentiellen Pflegeeltern sind schon groß, und die Familie hat explizit den Wunsch, ein Kind aufzunehmen, das besonders viel Unterstützung im Leben brauchen würde. „Eine kleine Wundertüte“, wie sie sie liebevoll nannten. Auch zwischen Nicole und den zukünftigen Pflegeeltern entsteht sofort eine besondere Sympathie. Nach ein paar Treffen war klar – Ylvi hat ihre Familie gefunden. Und hier endet eigentlich Nicoles Mission. Eigentlich… In den meisten Fällen bricht der Kontakt zu den ehemaligen Schützlingen irgendwann ab. Zum einen, weil natürlich auch die Familie „zur Ruhe kommen“ möchte, zum anderen, weil schon wieder neue Kleine Strolche die ganze Liebe und Fürsorge der ErzieherInnen benötigen. „Bei Ylvi war es anders“, so Nicole. „Wir behielten engen Kontakt und besuchten uns regelmäßig.“ Die Pflegeeltern bemerkten, dass Ylvi und Nicole eine tiefe Bindung hatten. Und dann kam die Frage: „Möchtest du Ylvis Patentante werden?“ – „Das war ein sehr emotionaler Moment für mich“, so Nicole. „Ich wollte und durfte Teil ihres Lebens bleiben.“ Ylvi ist heute ein ganz normales offenes fröhliches Mädchen, das ihre Familie liebt und geliebt wird. Ihre Pflegeeltern würden sie gerne adoptieren. Doch dafür braucht man die Zustimmung der Mutter. Diese wurde allerdings nur noch zweimal in der U-Bahn in Hamburg gesehen und danach verliert sich ihre Spur. Einmal im Jahr fährt Ylvi übrigens mit Patentante Nicole für eine Woche in den Urlaub. In diesem Jahr war es Rügen. Und weil bald Weihnachten ist, ist diese Geschichte noch nicht zu Ende. Weihnachten 2018 ist Nicole bei Ylvi und ihrer Familie zu Besuch. Mit dabei: Baby Blanka, die aus einer schweren Verwahrlosung gerettet wurde und ebenfalls in Nicole die Mama auf Zeit fand. Blanka erobert die Herzen an diesem Abend im Sturm. Nur ein paar Tage später kommt der Anruf vom Jugendamt, dass eine Dauerpflegefamilie für Blanka gesucht wird. Ein paar Monate später bekommt Ylvi eine kleine Schwester – Blanka. Und ratet mal, wer ihre Patentante geworden ist?