04. Dezember

Vertrauen

Ein Großer Strolch berichtete von einem Mädchen, das neu zu uns kam. Ein kleines Kind, kaum angekommen, und doch so voller Angst. „Wir konnten ihr nichts über den Kopf ziehen“, sagte sie. „Keine Strickjacke, keine Mütze — nicht einmal die Haare kämmen.“ Schon allein die Nähe in Richtung Kopf löste Panik aus. Sie schrie, weinte, versteifte sich. Angst in den Augen, Angst im ganzen Körper. Was genau sie erlebt hatte, wussten wir nicht. Unsere Wahrnehmung war eine andere als die Vermutungen, die im Raum standen. Aber eines war klar: Wir mussten ihr den Raum geben, den sie brauchte. Und das tat das Team. Mit Ruhe. Mit Gelassenheit. Mit viel Liebe. „Am Anfang ging nur eins“, sagte die Mitarbeiterin. „Jacken, die man vorne zuknöpfen konnte. Nichts, was über den Kopf ging.“ Jeder Versuch, weiterzugehen, wurde sofort abgebrochen — weil ihr „Nein“ gehört wurde. Weil sie bestimmen durfte. Weil sie sich sicher fühlen musste. „Wir haben ihr so viel Zeit gegeben wie nötig“, erzählte sie. „Und wir haben jeden kleinsten Schritt gelobt.“ Stück für Stück.
Ganz langsam. Mit Geduld. Ohne Druck. Und irgendwann passierte etwas Wunderschönes. Sie ließ Nähe zu. Sie ließ sich beruhigen. Sie ließ sich helfen. „Heute vertraut sie uns“, sagte die Mitarbeiterin mit einem Lächeln. „Wir dürfen ihr beim Anziehen helfen — und manchmal macht sie es sogar ganz alleine.“ Ein stilles, aber großes Zeichen. Es war ein Vertrauensbeweis. Er entstand nicht durch Druck. Nicht durch Eile. Nicht durch „Müssen“. Sondern durch Beziehung. Manchmal brauchen Kinder nicht viel. Nur Zeit. Räume. Blicke, die sagen: „Du bist sicher.“ Und Teams, die genau diese Haltung leben.