07. Dezember

Zwischen Moment und Wirklichkeit

Umgangskontakte sind ein fester Bestandteil unserer Arbeit. Wichtig und notwendig, aber manchmal auch schwer einzuordnen. Denn sie zeigen uns einen Moment — nicht das ganze Leben. Ein Kind, eine Bezugsperson, zwei Stunden in einem Raum. Ein Ausschnitt. Ein Fenster. Ein Blick von außen. Und genau darin liegt die Herausforderung. Wir sehen Bindung. Wir sehen Unsicherheit. Wir sehen Nähe. Wir sehen Anspannung. Wir sehen Liebe. Wir sehen Überforderung. Wir sehen Stärke. Alles kann da sein. Nichts muss. Manchmal ist es harmonisch, manchmal angespannt, manchmal bricht etwas auf, was vorher still war. Eine Mitarbeiterin sagte einmal: „Umgangskontakte zeigen immer etwas — aber nie alles.“ Und genau das ist der Punkt. Wir sind da. Wir beobachten. Wir begleiten.
Wir achten auf die Kinder und auf ihre Signale. Wir versuchen zu verstehen, ohne zu bewerten. Und gleichzeitig wissen wir: Der Alltag ist komplexer, stetiger, lauter, fordernder. Er besteht aus Routinen, Stressmomenten, Ablenkung, Müdigkeit, Sorgen, Ressourcen — alles in einem. Umgangskontakte sind wichtig. Sie geben uns Hinweise. Sie geben Kindern Orientierung. Sie geben Eltern Zeit. Aber sie sind ein Ausschnitt. Und genau das müssen wir aushalten: die Lücke zwischen dem, was wir sehen, und dem, was wir nicht sehen können. Nicht, weil etwas falsch wäre. Nicht, weil jemand etwas besser oder schlechter macht. Sondern weil Leben größer ist als zwei Stunden. Und genau deshalb bleiben wir aufmerksam. Mit offenem Blick. Mit Fachlichkeit. Mit Respekt für alle Beteiligten.