Kleine Strolche erweitern Therapieangebot:
Sandspieltherapie bietet Kindern die Möglichkeit, sich kindgerecht und ohne Sprache auszudrücken
Viele Kinder im Kinderheim Kleine Strolche haben bereits schlimme Erfahrungen gemacht, wie z.B. Vernachlässigung, Gewalt oder Missbrauch. Oft sehen die Kinder keinen Ausweg aus dem Erlebten, verstehen es nicht und haben keine Worte dafür, weil sie noch so klein sind. Für diese Kinder erweitert das Kinderheim Kleine Strolche sein Therapieangebot um die Sandspieltherapie.
Konkret stehen bei der Sandspieltherapie in einem reizarmen Raum ein Sandkasten. In Regalen stehen gut sichtbar für die Kinder viele Figuren und Gegenstände aus allen denkbaren Lebensbereichen, Phantasiewesen und kleine Dinge aus der Natur wie Steine, Holzscheiben, getrocknete Blumen u.ä. Die Kinder können im Sandkasten nun Szenen oder „Welten“ aufbauen, die als Einstieg ins Gespräch dienen können und dem Therapeuten einen Blick in die Innenwelt des Kindes erlauben.
Das Spielen hat in der Psychotherapie bei Kindern und Jugendlichen insgesamt eine große Bedeutung, weil es den Kindern noch nahe ist, etwas Bekanntes, das ihnen Freude macht, wo sie sich ausprobieren können. „Das Sandspiel schafft dem Kind die Möglichkeit, Wut, Traurigkeit und Angst, aber auch den Wunsch nach Sicherheit und Zuwendung in einer kindgemäßen nichtsprachlichen Art auszudrücken“, erklärt Kleine Strolche Kinder-Psychotherapeutin Alrun Ziegert. Der Therapeut könne auf den Ablauf mit unterschiedlichen Interventionen mehr oder weniger Einfluss nehmen, je nachdem, was das Kind benötige.
„Oft werde ich von Erwachsenen gefragt, ob wir bei der Sandspieltherapie nur spielen“, so die Kinderpsychotherapeutin. „Ich antworte dann immer: ja und nein. Denn beim „Nur-Spielen“ wird unglaublich viel vermittelt: Einfühlungsvermögen, Sinneswahrnehmung, Körpergefühl, planvolles Handeln, Flexibilität, Freude, Konzentration, Selbstwirksamkeit, Vorstellungskraft, Geschlechterrolle, Sprechen, Gleichberechtigung, Selbstbehauptung, Problemlösung, Geduld, Bedürfniswahrnehmung, Feinmotorik, Identität, Phantasie, Selbstkontrolle, Konfliktverarbeitung, Selbstständigkeit, Sicherheit, Kreativität, Respekt, Normen, Freiheit, Aufmerksamkeit, Respekt…“
So erinnert sich Alrun Ziegert an einen 6-jährigen Jungen, der monatelang im Sandkasten mit Soldaten zwei Frontlinien aufbaute, die Soldaten gegeneinander kämpften und am Ende alle tot waren. „Der Junge hatte nie Krieg erlebt. Alle Versuche, im Spiel Rettungsmöglichkeiten für die Soldaten zu finden, lehnte er vehement ab. Also ´spielten´ wir die immer gleiche Szene immer und immer wieder. Nach Wochen war es möglich, einen Krankenwagen kommen zu lassen, der einen der Soldaten rettete. Und tatsächlich war dies der Anfang von anderen Gedanken und Gefühlen außer Wut und Angst im Kopf meines Patienten und führte ihn zu ganz anderen Möglichkeiten.“
Das therapeutische Sandspiel in einem oder zwei Sandkästen mit trockenem und nassem Sand wurde in den 1920er Jahren von der britischen Ärztin Margarete Lowenfeld entwickelt und von der Schweizer Therapeutin Dora M. Kalff im deutschsprachigen Raum verbreitet.
Das Kinderheim Kleine Strolche in Asendorf wurde 2008 gegründet und ist eines der wenigen Häuser in Deutschland mit Spezialisierung auf schwer traumatisierte und medizinisch herausfordernde Kinder. Heute stehen insgesamt rund 70 Plätze zur Verfügung, wo in Obhut genommene Säuglinge und Babys zur Ruhe kommen, Geschwistergruppen sich zusammen sicher fühlen, seelisch erkrankte Kinder einen familienanalogen Ort zum Aufwachsen finden oder Mütter mit ihren Kindern gemeinsam begleitet werden. www.kinderheim-kleine-strolche.de
Pressekontakt
- Dr. Sonja Risse
- 04251 983705-0
- risse@kinderheim-kleine-strolche.de