Notfall-Mami für die Allerkleinsten
Nicole kümmert sich um vernachlässigte Babys - ein 24 Stunden Job, der glücklich macht
Lucie ist sieben Monate. Sie wird ihr erstes Lebensjahr nicht mit ihrer Familie verbringen. Ihre Mutter ist psychisch krank und kann sich nicht um sie kümmern. Trotzdem wird Lucie ein wunderschönes erstes Lebensjahr haben, denn sie verbringt es mit unserer Erzieherin Nicole. Wo Lucie ihren nächsten Geburtstag feiert, weiß noch niemand. Nicole ist sozusagen ihre Mami auf Zeit. Normalerweise lebt Nicole mit zwei Notfall-Babys zusammen, die ihre ganze Aufmerksamkeit und Liebe benötigen. Sieben Tage die Woche, 24 Stunden am Tag – eben ein typischer Mami-Job.
Viele Babys sind erst wenige Tage oder Wochen alt, wenn sie zu den Kleinen Strolchen kommen. Die ganz Kleinen bekommen eine 24 Stunden Betreuung mit nur einer Bezugsperson. Nicole ist 32 Jahre, seit 10 Jahren Erzieherin bei den Kleinen Strolchen und hat ihren Traumjob in dieser Aufgabe gefunden. Die Mütter der Kinder sind oft psychisch krank oder drogenabhängig und mit ihrem Baby überfordert. Oft wurden die Kleinen von Anfang an vernachlässigt und brauchen deshalb medizinische Hilfe wie Monitorüberwachung oder Beatmung. Was ist das Wichtigste, wenn die Kleinen ankommen?
„Ruhe, Kuscheln, Ruhe, Kuscheln“, sagt Nicole. Die Babys seien einfach dankbar, wenn sie runterkommen dürfen und sich sicher und geborgen fühlen. „Ich erinnere mich noch an einen meiner ersten Fälle“, erzählt Nicole. Nick war 6 Monate, als er zu mir kam. Seine Mutter war drogenabhängig. Nick hat die ersten 6 Monate seines Lebens im Krankenhaus gewohnt und musste dort alleine einen Drogenentzug durchstehen. Durch den starken Alkoholkonsum der Mutter war er stark behindert. Er war noch so klein und hat schon so ein großes Päckchen getragen. Wir hatten drei intensive Monate zusammen. Nick ist dann in eine nette Pflegefamilie gezogen. Wie das Leben für Nick und die anderen Kinder weitergeht, das erfährt Nicole nicht. Jedes Baby bedeutet somit auch automatisch eine Trennung. Die Standardfrage: Möchtest Du nicht alle Babys am liebsten behalten? Nicole lacht. „Dann wäre es schon sehr voll in meinem Haus. Ich habe mittlerweile über 20 Babys betreut. Ich weiß ja von vornherein, dass die Kleinen nur eine sehr begrenzte Zeit bei mir sind. Manchmal sind es nur ein paar Tage, manchmal ein Jahr. Ich versuche einfach, das Beste aus dieser Zeit zu machen und ihnen so viel wie möglich mitzugeben. Wenn ich weiß, dass ich sie dann in eine gute Situation gebe, z. B. in eine nette Pflegefamilie, fällt mir der Abschied natürlich leichter. Nicoles Freunde haben sich längst daran gewöhnt, dass man sie nur als Trio treffen kann. Trotzdem hat sie nie das Gefühl, dass sie etwas verpasst. „Klar steht mein eigenes Leben grad etwas im Hintergrund. Aber wenn ich mal Zeit für mich brauche, kann ich das Netzwerk der Kleinen Strolche nutzen und es gibt definitivv keine Aufgabe, bei der man mehr zurückbekommen könnte. Es macht mich einfach glücklich zu sehen, wie die Kleinen aufblühen, sich entwickeln und in kurzer Zeit Fortschritte machen.“ Auch zukünftig wird Nicole wieder vielen Babys den Start in eine Kindheit ermöglichen. Danke Nicole.